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Wie eine spaßige Therapie


SVEA liefert den Sommerhit.

„Ich bin Künstler. Ich glaub, ich darf das.“


ODEVILLE

Jenseits der Stille

(Crestwood/Loud Media)

Erscheint am 18. März

Text: Anna Linster - Foto: Daniela Spiroska

 

Kürzlich ist SVEAs Debütalbum The Last 90s Bitch erschienen. Ein Werk, das das Geburtsjahrzehnt der Künstlerin und die ganz Großen der Zeit feiert – und dabei nicht ohne gebotene Ironie auf die Vergangenheit zurückblickt. yeah! hat mit SVEA gesprochen und wagt einen Blick in ihr Musikvideo.

Das Album der Schwedin mit griechischen Wurzeln bietet alles, was wir an den 90ern lieben. Texte, vorgetragen mit einer hellen Girly-Stimme, Dance-Pop-Sounds, die mehr als nur zum Tanzen einladen, und Lyrics, in denen die 24-Jährige das Leben feiert und mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg hält.

 

The last 90s bitch

 

Die 1990er sind eine identitätsstiftende Zeit für die Künstlerin, und das nicht nur, weil sie wortwörtlich eine der „last 90s bitches“ ist, ist sie doch am 28. Dezember 1999 geboren. In dieser Zeit wurde auch der Grundstein für ihre Arbeit als Musikerin gelegt, denn aus der Musik der 90er Jahre zieht sie einen Großteil ihrer Inspiration, wie sie uns erzählt. „Ich bin mit der Musik der späten 90ern und frühen 2000ern aufgewachsen und wollte seitdem selbst Musik machen.“

 

Verborgene Konsumkritik

 

Und auch Gwen Stefani scheint SVEA ein Denkmal setzen zu wollen, so klingt der zweite Track des Albums, The One That Got Away, als hätte die Legende selbst sie eingesungen. Inhaltlich thematisiere die Schwedin ihre eigenen Lebenserfahrungen in ihren Songs, wie sie berichtet; ein bisschen wie eine „fun therapy“ – so heißt es in dem Track Ferrari. Mit diesem hat sie den perfekten Sommerhit hingelegt und wird von keiner Party wegzudenken sein. Die Künstlerin erzählt, dass es in Ferrari darum ginge, wenn man traurig ist, „mit Klasse zu weinen“, also lieber in einem Ferrari als in einem Bus und mit Begleitung von Champagner anstelle von Bacardí. Ein ironischer Track, der einerseits suggeriert, dass man mithilfe von Konsum und materiellen Gütern Trauer zu überwinden versucht - es wird aber deutlich, dass auch in einem Ferrari die Tränen nicht zu stoppen sind. 

 

Die innere Diva

 

Großer Aufmacher von The Last 90s Bitch ist aber Breakfast Club, ein Song, bei dem SVEA ihre innere Christina Aguilera gechannelt hat. Die Schwedin erzählt, dass der Track eigentlich geschrieben wurde als das  Album bereits fertig war. Aber SVEA und ihrem Mitproduzenten Anton Hård sei klar gewesen, dass ihnen noch ein „huge track“ fehlte. Während einer Partynacht sei ihnen dann der Songtitel eingefallen und zusammen mit der amerikanischen Songwriterin Deza erschufen sie den Song mit dem starken Beat und Sprechgesang. Auch die Aufnahme sei außergewöhnlich gewesen, wie SVEA berichtet. Am Tag der Aufnahme habe sie die „90s Diva“ herausgelassen – ausgestattet mit einem Fellmantel und einer 90s-Sonnenbrille – woraufhin der Track an einem Tag aufgenommen war. Aber nicht nur SVEAS Stimme ist in dem Song zu hören. Es handelt sich ebenfalls um eine Kollaboration mit der Berliner Electro-Pop-Singer-Songwriterin Cloudy June – eine queere Newcomerin, die unter anderem über ihre Bisexualität und Masturbation singt. Letzteres ist ein Thema, das auch SVEA in ihrer Musik verarbeitet und über das deutlich zu wenig gesprochen wird, zeugt es doch von der sexuellen Befreiung der Frau.

 

Eine Künstlerin mit einem Ruf

 

Denn SVEA ist keine Unbekannte. Sie unterschrieb ihren ersten Plattenvertrag mit 17 Jahren und erregte 2018 große Aufmerksamkeit mit ihrer Single Don’t Mind Me. Die ein oder andere Sache hat sich seitdem verändert, aber nicht alles, so SVEA. „Ich würde sagen, dass sich mein Sound etwas gewandelt hat. Ich traue mich jetzt, mich selbst mehr zu zeigen und neue Dinge auszuprobieren. Mir ist nicht mehr so wichtig, in eine Schublade zu passen und Musik zu machen, von der ich denke, dass die Leute sie mögen. Ich mache meine Musik mehr für mich selbst.“ Don’t Mind Me habe ihrer Meinung nach viel Aufmerksamkeit erhalten, weil der Song von Selbstbefriedigung handelt; das sei ein Thema, zu dem sie immer wieder zurückkomme, so auch auf ihrem Debütalbum.

Aber nicht nur mit diesem Tabu bricht sie auf The Last 90s Bitch. Ihr Song Dead Man Walking nimmt die Perspektive einer Frau ein, die von ihrem Partner betrogen wird. Ein Thema, das in der Popmusik nicht neu ist, allerdings ist das Musikvideo zu dem Titel deutlicher als so manch anderes. Hier stellt SVEA die betrogene Partnerin dar, die in einem luxuriösen Haus darauf wartet, dass ihr Mann zurückkommt. Sie verführt ihn ebenfalls und während er sie oral befriedigt, zieht sie ein Messer zwischen den Laken hervor und ersticht ihn. Ein Rachesong, wie ihn sich so manche Frau wünscht. 

 

Eine Hymne, die alle Schwedinnen feiert

 

Ein weiterer Banger und absoluter Ohrwurm ist Swedish Girls. Ein Track, der genau das feiert: die Schönheit schwedischer Frauen. Aber SVEA möchte hier nicht nur feiern, sondern auch das Klischee ansprechen, dass Schwedinnen alle blond sind, blaue Augen haben und groß sind. Im Interview weist sie jedoch darauf hin, dass es viele Schwedinnen gibt, die diesem Stereotypen nicht entsprechen – hat sie selbst doch beispielsweise dunkle Haare und braune Augen.

 

Das komplette Werk erleben

 

SVEA sagt von sich selbst, dass sie neue Alben von anderen Künstlern in Dauerschleife hört, um den Mensch dahinter richtig kennenzulernen. „Wenn man ein Album schreibt, fokussiert man sich nicht nur auf einen Song, sondern man möchte, dass der Zuhörer das komplette Werk erlebt“, berichtet die Schwedin. Mit ihrem Album möchte sie, dass die Welt sie auf musikalischer und persönlicher Ebene kennenlernt. Inhaltlich gehe es darum „on top of the world“ zu sein und sich gut mit sich selbst zu fühlen. „Ich will nicht cheesy klingen, aber egal, was du durchmachst, ich möchte, dass du mit diesem Album durch deine Probleme hindurchtanzt.“


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