Wenn Popmusik auf Klassik trifft
„Als es in den 90ern mit Grunge losging, war das mein großes Thema!“
„Wir spielen auch immer mal wieder neue Songs, die ich geschrieben habe und die es so noch gar nicht gab!“
SEBASTIAN KNAUR & JOHANNES STRATE „Klassik meets Pop“-Tournee 2024
28.09.2024 Dortmund - Konzerthaus
29.09.2024 Stuttgart - Liederhalle
07.10.2024 Lübeck - Musik- und Kongresshalle
09.10.2024 Bremen - Glocke
10.10.2024 Hamburg - Laeiszhalle
13.10.2024 Dresden - Kulturpalast
15.10.2024 Berlin - Philharmonie
20.10.2024 Baden-Baden - Festspielhaus
22.10.2024 Rostock - Stadthalle
25.11.2024 Chemnitz - Stadthalle
28.11.2024 Köln - Philharmonie
13.12.2024 Leipzig - Gewandhaus
Text: Frank ´Otti´ van Düren - Foto: Gregor Hohenberg
Sebastian Knauer ist seit über 20 Jahren als klassischer Pianist auf der ganzen Welt unterwegs. Johannes Strate ist Frontmann der Rockband Revolverheld und war unter anderem auch schon als Coach bei der TV-Show The Voice Kids zu sehen. Unter dem Titel „Klassik meets Pop“ verschmelzen beide nun ihre Welten zu einer tollen Show, über die uns Johannes im Interview einiges zu berichten weiß.
Zunächst einmal erzählt der Sänger, wie die beiden sich gefunden haben und es zur Idee zu „Pop meets Klassik“ kam: „Wir wohnen beide in Hamburg und waren lange Zeit Nachbarn. Lustigerweise haben wir uns beim Müll rausbringen am gemeinsamen Container kennengelernt. So haben wir uns angefreundet.“ Oft gesehen haben sie sich zunächst aber gar nicht, da insbesondere Sebastian wahnsinnig viel unterwegs war, um auf der ganzen Welt Konzerte zu spielen. „Als wir dann in der Corona-Zeit auf unseren Terrassen Tür an Tür saßen, kamen wir auf die Idee, mal was zusammen zu machen. Wir haben dann ein Konzert hier in Hamburg auf die Beine gestellt und das hat so gut funktioniert, dass wir das ein bisschen größer aufziehen wollten.“ Es folgten gemeinsame Auftritte auf verschiedenen Klassik-Festivals. Und da das Konzept super ankam, folgt nun die erste gemeinsame Tour.
Johannes Bezug zur klassischen Musik war zuvor zwar schon vorhanden, aber eher rudimentär ausgeprägt: „Ich selbst bin nicht explizit Klassik-Hörer. Meine Mutter ist klassische Pianistin und hat auch Klassik studiert. Wenn sie früher geübt hat, habe ich natürlich viel daneben gesessen und ihr zugehört.“ Eine gewisse Grundkenntnis ist da, aber wie so viele Kinder und Jugendliche hat er sich selbst erst einmal in eine Welt begeben, die sich von der der Eltern deutlich unterscheidet. „Ich kenne viele Klassik-Titel vom Hören, könnte die Musik aber nicht immer den Komponisten zuordnen. Ich bin zwar mit dieser Musik aufgewachsen, habe mich aber mehr für Pop und vor allem für Rock interessiert. Als es in den 90ern mit Grunge losging, war das mein großes Thema.“
Man kann schon sagen, dass bei „Pop meets Klassik“ zwei Welten aufeinander treffen, die in vielerlei Hinsicht sehr unterschiedlich sind. Insbesondere die Herangehensweise beim Komponieren weicht deutlich voneinander ab. Während Rockmusiker wie Johannes Strate vieles intuitiv angehen, sind auch hoch versierte Klassik-Virtuosen oft mit ihren Notenblättern verbandelt. Dennoch ist es gelungen, beides miteinander in Einklang zu bringen, was laut Johannes vor allem an einer Person liegt: „Wir haben sozusagen einen Übersetzer. Ich selbst kann zwar keine Noten lesen, bin aber in der Lage, alles was ich höre, nachzusingen oder nachzuspielen. Bei Sebastian wiederum ist es anders herum: Er braucht Noten und kann nicht wirklich improvisieren. Deswegen haben wir mit Fabian Richter einen großartigen Mitstreiter, der für uns die Sachen arrangiert und so umschreibt, dass Sebastian meine Songs auch spielen kann. Der macht echt einen tollen Job und arrangiert uns immer wieder Sachen auf ganz ungewöhnliche Art und Weise.“
Das Grundgerüst der Konzerte bilden Songs von Strates Band Revolverheld und von seinem Soloalbum Die Zeichen stehen auf Sturm, die hier mit neuer Instrumentierung aufwarten. „Es macht mir einfach total Spaß, diese Lieder in neuen Versionen zu spielen“, freut sich Johannes. „Einfach mal was ganz anderes zu machen, außerhalb des Bandkontexts.“ Aber die „Klassik meets Pop“-Konzerte bieten noch mehr, wie er anschließend auf die Frage nach der Zusammenstellung des Sets verrät: „Sebastian spielt ja auch klassische Parts zwischendurch und die wählt er natürlich aus.“ Konkret heißt das, dass zwischen zwei Pop-/Rock-Nummern auch immer mal Klassik-Werke, beispielsweise von Schubert, eingeflochten werden, wobei Sebastian Knauer hier für die passenden – und manchmal überraschenden – Überleitungen sorgt. Somit läuft ein „Klassik meets Pop“-Konzert ganz anders ab, als er es von den Shows mit Revolverheld gewohnt ist: „Meistens ist es so, dass Sebastian alleine anfängt und erst einmal zehn Minuten spielt. Zwischendurch spielt er auch mal Parts, bei denen ich etwa fünf Minuten frei habe. Das ist für mich total lustig! Ich bleibe dann auf der Bühne, sitze am Rand und höre einfach zu, was total schön und faszinierend ist.“ Insofern unterscheidet sich das Konzept der gemeinsamen „Klassik meets Pop“-Konzerte auch von ähnlichen Konzerten, bei denen zumeist ausschließlich die bestehenden Stücke der Künstler in klassischem Gewand neu arrangiert werden. Und noch etwas macht die „Klassik meets Pop“-Konzerte einzigartig, wie Strate verrät: „Wir spielen auch immer mal wieder neue Songs, die ich geschrieben habe und die es so noch gar nicht gab!“
Wichtig wäre wohl, zu erwähnen, dass Strate und Knauer hier kein großes Orchester auffahren. Es gibt ein fünfköpfiges Streicher-Ensemble, Sebastian sitzt am Piano und Johannes singt. „Ich spiele manchmal auch Gitarre. Auf der Tour jetzt haben wir keine Gäste, aber generell ist das für die Zukunft auch geplant.“, ergänzt der Sänger und verrät damit zugleich, dass es bereits erste Pläne für eine Fortsetzung gibt: „Ja, es gibt schon die ersten Anfragen für das nächste Jahr, und ich kann mir schon vorstellen, dass wir da auch wieder was machen.“
Zunächst ist aber die Gegenwart entscheidend. Am 28. September startet die „Klassik meets Pop“-Tournee der beiden Ausnahmekünstler im Konzerthaus zu Dortmund, und dafür gilt es nun, den finalen Schliff zu setzen: „Wir sind aktuell in der Phase, in der wir die Songs final auswählen und die dann von Fabian noch arrangiert werden. Heute Morgen kam beispielsweise eine Mail von ihm bezüglich eines Songs, den er noch nach unseren Wünschen verlängert und um einen Klavierpart ergänzt hat. Anschließend geht es in die Proben.
Eines steht fest: Wenn Sebastian, Johannes und ihre Mitstreiter im Herbst und Winter auf ihre „Klassik meets Pop“-Konzertreise gehen, so werden sie ganz wundervolle Erinnerungen beim Publikum hinterlassen. Aber zum Abschluss möchten wir natürlich auch noch wissen, was bei Revolverheld in nächster Zeit ansteht. „Wir spielen im Sommer noch vier Festivals und im Dezember dann eine große Homecoming-Show in Hamburg – mit vielen Gästen, Freunden und Überraschungen“, berichtet Johannes und verrät dann noch, dass die Band einen brandneuen Song namens Einfach machen am Start hat – mit einer ganz besonderen Bewandtnis. „Das ist der offizielle ARD-Olympia-Song! Wir freuen uns wahnsinnig! Eine meiner Kindheitserinnerung ist es, im Sommer abends vor dem Fernseher zu sitzen und die Olympischen Spiele anzuschauen. Dass wir jetzt mit unserem Song bei der Olympiade vertreten sind und damit unter anderem nach Paris fahren, das ist ein großer Traum, der in Erfüllung geht!“