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Seelenkommunikation


Die Shyfrin Alliance verbindet Blues und Jazz mit wissenschaftlichem und kabbalistischem Tiefgang.

„Ich versuche, keine oberflächlichen Texte zu schreiben, keine leeren Worte.“

„Wissenschaft und Glaube kommen beide von Gott.“

„Und wenn dem so ist, berührt ein Song auch eher die Seele der Zuhörer. Denn ich glaube, dass in der Musik eine Seele zu einer anderen Seele spricht. Das ist eine besondere Art der Kommunikation.“


Von Frank ´Otti´ van Düren

Dieses Interview mit Eduard Shyfrin haben wir via Zoom geführt. Das vollständige Gespräch im englischen Original könnt ihr euch auf YouTube bei unserem Partner Nightshade TV anschauen: youtube.com/@nightshade-tv und dann auf dem Kanal nach „Shyfrin Alliance“ suchen!

 

SHYFRIN ALLIANCE

Upside Down Blues

(Eigenverlag)

Bereits erschienen

Eduard Shyfrin hat in jungen Jahren Musik studiert, dann ein Leben voller Wissenschaft geführt und nun vor einigen Jahren wieder den Weg ins aktive Musizieren zurück gefunden. Gemeinsam mit seiner Shyfrin Alliance produziert er nun Alben, die mal Blues, dann wieder Jazz in den Vordergrund stellen und stets von kabbalistischen Prinzipien geprägt sind. Eine erste LP namens Upside Down Blues ist bereits erschienen.

 

Wie würdest du die Shyfrin Alliance jemandem beschreiben, der noch nie von euch gehört hat?

Die Shyfrin Alliance ist ein Musiker-Kollektiv. Ich habe die Melodien und Texte geschrieben, und ich habe die Kompositionen geschaffen. Dann haben wir einige der besten Rockmusiker Frankreichs eingeladen und das Material in Paris aufgenommen. Manche der Stücke wurden von Gastmusikern intoniert, die meisten habe ich selbst gesungen. Die Shyfrin Alliance ist also ein „lebendiger Körper“ – wir können verschiedene Musiker und Künstler dazu einladen. Aber was konstant bleibt ist, dass alle Kompositionen, inklusive der Texte, von mir kreiert werden.

 

Du wurdest in der Ukraine geboren, aber lebst nun in Frankreich, richtig?

Ja, ich habe die Ukraine vor langer Zeit verlassen. Ich habe meine Wohnsitze in Südfrankreich und in London.

 

Interessant ist, dass du nicht dein ganzes Leben lang Profimusiker warst. Du hast Musik studiert und früher auch aktiv gespielt. Aber danach hast du Physik studiert. Wie lief dieser Weg genau?

Das stimmt. Als ich sieben Jahr alt war, schickten mich meine Eltern in der Ukraine auf eine Musikschule, um dort klassisches Piano und Gitarre zu studieren. Wir haben auch Musikgeschichte und Musiktheorie gelernt. Danach habe ich meine Musikausbildung nicht fortgesetzt, sondern wurde Wissenschaftler, Ingenieur, Geschäftsmann und Autor. Aber ich habe mich nie ganz von der Musik verabschiedet. Mein ganzes Leben lang habe ich Musik gehört, habe mich mit Neuerscheinungen beschäftigt, wann immer es möglich war. Ich habe lediglich nicht mehr selbst gespielt.

Dann bin ich 2020 in den Süden Frankreichs gezogen. Der Lockdown kam und mir wurde klar, dass ich etwas Zeit übrig habe, also habe ich beschlossen, wieder mit der Musik anzufangen. Ich habe mir Lehrer für Klavier, Gesang und Gitarre gesucht und begonnen, regelmäßig Unterricht zu nehmen. In Folge dessen habe ich beschlossen, dass es Zeit für etwas Spaß im Leben wäre! Ich gründete eine Band hier in Südfrankreich und im Sommer spielten wir eine Handvoll Konzerte für Freunde und Familie – auch weil mein Geburtstag im Sommer liegt. Ich spielte Rhythmusgitarre und sang. Aber ich war noch immer weit davon entfernt, selbst etwas zu komponieren, da ich das mein ganzes Leben lang noch nie gemacht hatte.

Doch dann kam die richtige Zeit dafür. 2022 begann ich damit, Melodien zu komponieren und Texte zu schreiben. Weißt du, ich bin ein Mann der Aktion. Ich sagte mir, dass ich nichts zu verlieren habe, also warum sollte ich diese Dinge nicht einfach aufnehmen und schauen, was dabei raus kommt?

Ich hatte allerdings keine Kontakte in die Musikindustrie. Ich wusste nicht, wie man so etwas arrangiert und mir war klar, dass ich hierfür einen Profi brauchte. Also fragte ich meine Gesangslehrerin Lizzy Parks – sie ist eine brillante Jazz-Sängerin und lebt auch in Südfrankreich – ob sie nicht die General Managerin des Projekts werden möchte. Sie brachte also jemanden für die Produktion dazu, arrangierte die Verträge mit den Studios und so schrieben wir das erste Album Upside Down Blues.

 

Auf dem Album ist Lizzy auch zu hören!

Genau, bei zwei Stücken singt sie mit. Letzten Oktober haben wir nochmal dreizehn weitere Songs aufgenommen. Es wird noch weitere Alben geben. Die befinden sich gerade im Mix und Mastering. Die erste neue Single wird Anfang März erscheinen.

 

Das klingt nach einer Trilogie. War das von Anfang an so geplant?

Nun, ich kann nicht vorhersagen, wie viele Kompositionen ich schreiben werde, aber die Arbeit wird kontinuierlich fortgeführt. Das erste Album umfasst zwölf Stücke. Es ist etwas chaotisch, weil es verschiedene Genres umspannt: Jazz, Bluesrock und Balladen. Die neuen Alben werden kategorisiert – eines enthält Bluesrock, eines klassischen Blues und ein weiteres Jazz. Da wird es keine Fusion oder Vermischung der Stile geben.

 

Also ging es auf dem ersten Album eher darum auszuprobieren, was möglich ist, während ihr an die nächsten mit einem konkreten Plan heran geht?

Exakt! Das Bluesrock-Album wird In The Shadow Of Time heißen. Es enthält sieben Bluesrock-Nummern, die sich alle unter dem Thema „Zeit“ vereinen, denn in jedem Stück befasse ich mich mit unterschiedlichen Aspekten der Zeit. Das ganze Album ist der Zeit gewidmet.

 

Es ist also ein echtes Konzeptalbum?

Genau! Dann kommt das zweite Album, mit Classic Blues und auf dem dritten finden sich fünf Jazz-Kompositionen. Das ist alles schon in Arbeit.

 

Werden die Texte auf den beiden Alben auch bestimmte Konzepte umfassen?

Das ist eine interessante Frage. Tatsächlich startet mein kreativer Prozess mit den Texten, nicht mit der Musik. Wenn ich das Gefühl habe, etwas zum Ausdruck bringen zu müssen, dann schreibe ich die Texte und dann anschließend die Musik. Ich versuche keine oberflächlichen Texte zu schreiben, keine leeren Worte. Das kann man sowohl als Vorteil, als auch als Nachteil sehen. Denn je komplexer und komplizierter die Texte sind, desto weniger Publikum hat man.

 

Also hat jeder deiner Texte eine tiefere Bedeutung?

Für mich sind die kreativen Prozesse, die Melodien und Texte eine Art Fortsetzung meiner Forschungen in den Bereichen Kabbala und Wissenschaft. Ich versuche in der Form der Musik und einer verknappten Form der Poesie, neue Aspekte und Ansätze für unser Verständnis der Zeit, von Gott, der Menschheit, des Lebens, der Liebe und des Todes zu finden.

 

Magst du an dieser Stelle mal erzählen, was die Kabbala dir bedeutet und was das Konzept dahinter ist?

Die Kabbala ist das tiefe, verborgene Wissen hinter der Bibel. Sie ist aus dem Judentum entstanden und wird als eine Art mystische Lehre betrachtet. Unsere Weisen nennen die Kabbala die „Seele der Bibel“.

Ich komme von einem wissenschaftlichen Background, bin Doktor der Physik und der Chemie, Das Wort „mystisch“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet auch „unwissenschaftlich“. Es überraschte mich, als ich feststellte, dass ungeachtet des Fakts, dass die Kabbala als mystisch bezeichnet wird, sie zutiefst wissenschaftlich ist. Die Kabbala befasst sich mit der Schöpfung im Gesamten. Auf die Beziehung zwischen Mensch und Gott, Seele und Körper. Es geht um Leben und Tod, um den Sinn des Lebens.

Ich habe also das Wissenschaftliche in der Kabbala entdeckt und das ist ein Thema meiner Forschungen. Dazu habe ich auch mein erstes Buch From Infinity To Man Anfang 2019 veröffentlicht. Dank Gott ist es ein Bestseller auf Amazon – das habe ich nicht erwartet, denn das Thema ist ja eher speziell! Ich habe auch mehr als 50 Artikel auf meiner privaten Seite und bei The Jerusalem Post veröffentlicht. Und die stelle ich jetzt in einem neuen Buch zusammen. Daran arbeite ich gerade.

 

Interessant daran ist, dass sich Religion und Wissenschaft oft gegeneinander stellen, aber du verbindest beides.

Mein Ansatz ist sehr einfach: Wissenschaft und Glaube kommen beide von Gott! Wenn es uns also so vorkommt, als gäbe es da gewisse Widersprüche, heißt das nur, dass unser Wissen unvollständig ist. Das ist mein oberstes Prinzip!

 

Also ist das Sammeln von Wissen der Weg, um Gott näher zu kommen?

Absolut! Du hast damit exakt das neu formuliert, was unser großer, jüdischer Philosoph Maimonides gesagt hat. Nämlich dass die Liebe zu Gott  in dem Wunsch besteht, ihn zu verstehen.

 

Das ist ein spannendes Thema! Lass uns diesen gedanklichen Ansatz aufgreifen, um nochmals zu deinem ersten Album Upside Down Blues zu kommen, bei dem diese Prinzipien auch textlich verarbeitet sind. In welchen Songs hast du denn die tiefere Bedeutung der Kabbala mit der Musik und deinen Texten verbunden?

Tatsächlich sind in fast allen Texten und Kompositionen die Elemente der Kabbala zu finden.

 

Nehmen wir da als Beispiel den Opener The Cage. Das ist ein Anti-Kriegs-Song, richtig?

Ja, an der Oberfläche ist es ein Song gegen den Krieg. Aber es hat auch eine tiefere Bedeutung. Wenn du dir die dritte Zeile in Erinnerung rufst, heißt es da; „I raise my eyes beyond hell and paradise“. „Beyond“ ist im Englischen auch der Begriff für das Jenseits. Es ist ein kabbalistischer Ansatz, dass die Hölle und das Paradies als Trennung von Gut und Böse erst nach dem Sündenfall der ersten Menschen zustande kamen. Davor gab es das nicht – es war eine andere Realität. Deswegen sage ich: „Schaut hinter den Himmel und die Hölle, auf den Garten der Liebe“!

 

Und nach welchen Prinzipien hast Du das Album generell zusammengestellt?

Es gibt in der Wissenschaft und in der Philosophie das Prinzip des Holismus, das besagt, dass die Gesamtheit größer ist als die Summe ihrer Einzelteile. Wenn man also eine einzelne Komposition betrachtet, dann hat man verschiedene Komponenten: Melodie, Stimme, Text – und die fügt man zusammen. Wenn man den Zustand des Holismus erreicht, ist die Gesamtkomposition größer als die schlichte Summe ihrer Teile.

Und wenn dem so ist, berührt ein Song auch eher die Seele der Zuhörer. Denn ich glaube, dass in der Musik eine Seele zu einer anderen Seele spricht. Das ist eine besondere Art der Kommunikation.


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