Gott, sie schafft’s!

„Der Song klingt oberflächlich betrachtet sehr süß, hat aber auch einen dunkleren Unterton.“
Wie sieht es hinter der Bühne – in ihr – aus? „Ein totales Chaos. Vor einem Auftritt bin ich der absolute Albtraum. Ich setze mich selbst so unter Druck, eine schreckliche Angewohnheit, die ich mir gerade abgewöhnen möchte, aber ich arbeite daran.“ Charlotte OC kehrt im Dezember auf deutsche Bühnen zurück:
02.12. München, Kranhalle
03.12. Hamburg, Nochtspeicher
04.12. Berlin, Maschinenhaus
CHARLOTTE OC
Seriously Love, Go Home
(Embassy Of Music)
Bereits erschienen
Alle sprechen von „Eras“. Doch was ist mit der Zeit zwischen den „Eras“? Diese erfasst Charlotte OC perfekt: Ihre EP Seriously Love, Go Home ist eine Brücke zwischen den Phasen. Die Zeit nach der Trennung. Die große Trauer. In fünf Tracks – die übrigens auch auf Vinyl erscheinen. Das Coverartwork der EP zeigt Charlotte und die Hände ihrer Mutter, die ihr gerade im wörtlichen Sinne den Kopf waschen.
Mit Resets kennt sich Charlotte OC aus. Bereits im Alter von 18 Jahren wurde sie gesignt, doch als sie sich weigerte, nach der Pfeife der Major-Manager zu tanzen, wurde sie fallen gelassen. Also wieder zwischen den Eras, dann in London das Album Here Comes Trouble (2021) erschaffen, dann zurück in die Heimat Blackburn. Nicht nur Herzschmerz hat sie pausieren lassen, auch der Tod ihres Vaters. Ihr Vater, welcher der Grund für sie war, Gitarre zu lernen.
„Ich hatte in der Schule wirklich Probleme. Als meine Eltern schließlich bemerkten, dass ich singen konnte, und sie hörten, dass ich meine eigenen Songs schrieb, haben sie, glaube ich, ziemlich sicher erleichtert aufgeatmet“, erzählt Charlotte.
Ihr Künstlername OC steht für ihren Nachnamen O’Connor, ihre irischen Wurzeln väterlicherseits. Auf der mütterlichen Seite ist sie halb Malawin, halb Inderin. Im Friseursalon der Mutter arbeitete sie sogar nach dem Ende bei Colombia Records. Heute ist Charlotte OC fast 20 Jahre im Musikbusiness und radelt im Musikvideo zur ersten Single God, We Tried durch eine herbstliche, kalte Stadt in England. Produziert wurde der Song von Dimitri Tikovoï (Placebo, Marianne Faithfull, Charli xcx, The Horrors) – was man auch gut am Sound merkt. Im reduzierten Musikvideo ihrer zweiten Single-Auskopplung Romeo zeigt sie ihre Rosensammlung.
Im Musikvideo radelt Charlotte bei herbstlichem Wetter durch ihren Heimatort Blackburn. Das performative Konzept des Clips unter der Regie von Stewart Baxter erklärt sie so: „Der Song klingt oberflächlich betrachtet sehr süß, hat aber auch einen dunkleren Unterton. Ich wollte zeigen, wie man sich, wenn man unglücklich ist, daran gewöhnt, Beziehungen zu sabotieren, als wäre es selbstverständlich. Doch dann trifft man jemanden – und alles ändert sich. Man hört auf, zu zerstören, und beginnt, zu pflegen. Genau das wollte ich mit dem Video einfangen.“ Dieser „jemand“ war ein Match für Charlotte, „nach so vielen Jahren, in denen man dachte, diese Art von Verbindung wäre nicht möglich“.
Ob Charlotte schon weiß, wie ihre nächste Era aussehen wird? Neue Songs schreibt sie nämlich schon, sie bleibt aber geheimnisvoll: „Die Arbeit an dieser EP hat etwas in mir geöffnet und führt mich wunderbar in die nächste Phase. Was auch immer ich gerade mache, hat mir eine ganz neue Art des Songschreibens eröffnet. Ich glaube, ich war noch nie so aufgeregt und habe mich emotional so offen gefühlt.“