Eine Femmage an Heldinnen der Klassik

„Diese Frauen waren wirkliche Heldinnen und Vorbilder für uns alle, und das ist es, was ich gerne mit meinem Publikum teilen will.“
RAPHAELA GROMES
Fortissima
(Sony Classical)
Bereits erschienen
Fortissima – Live
23.11. Berlin, Kammermusiksaal
25.11. München, Prinzregententheater
Während der Pandemie nutzte Raphaela die Zeit, um zusammen mit der Musikwissenschaftlerin Susanne Wosnitzka zu besagtem Thema zu recherchieren. „Ich merkte, dass es da eine riesige Menge an Schätzen gab, die vor sich hinschlummern. Gerade auch die Lebensgeschichten dieser Komponistinnen hatten mich emotional so mitgenommen, berührt, beeindruckt und fasziniert, die Stärke dieser Frauen und wie jede für sich und ihre Musik gegen furchtbare Widrigkeiten und schlimme Umstände gekämpft hat. Das waren wirkliche Heldinnen und Vorbilder für uns alle, und das ist es, was ich gerne mit meinem Publikum teilen will. Und ich wollte auch darüber schreiben, wie ich auf diese Komponistinnen gestoßen bin, was ich an ihnen liebe, schätze usw. Susanne Wosnitzka beschäftigt sich bereits seit 20 Jahren mit Komponistinnen und ist eine absolute Expertin in diesem Bereich. Sie hat mich bei der Arbeit mit unglaublichen Infos und Recherche unterstützt.“
Fortissima kämpft zudem gegen das Klischee an, das in der Musikgeschichte leider immer wieder auftaucht, nämlich dass die Frau das zarte, sanfte Geschlecht ist und die Musik von Frauen dann auch eher verträumt und sensibel ist. „Aber dem ist überhaupt nicht so! Deshalb beginnen wir die erste CD auch mit dieser sehr, sehr starken, schicksalshaften und mitreißenden Sonate von Henriëtte Bosmans, die jedem Klischee über weibliches Komponieren sofort etwas entgegensetzt. Es war uns wichtig zu zeigen, dass all diese Frauen auf ihre Weise sehr stark waren. Sie waren sehr unterschiedlich, jede von ihnen hatte eine andere Persönlichkeit, aber jede hat für sich gekämpft oder einen Weg gefunden, in diesem patriarchalen Umfeld zu überleben. Maria Herz zum Beispiel musste sich zum einen als Frau in einer Männerdomäne behaupten und dann auch noch als Jüdin in Nazi-Deutschland, wo ihre Musik verboten wurde. Letzten Endes war sie dann so entmutigt und frustriert, dass sie tatsächlich aufgab. Wenn man sich vorstellt, was sie noch alles hätte schreiben können, wenn sie nicht diese Hindernisse gehabt hätte!“ Daher ist es gut, dass Raphaela mit den Neueinspielungen dieser Musik Gehör verschafft. „Genau, das können wir tun, wir können jetzt diese Werke spielen, die sie uns hinterlassen hat!“
Während Raphaela Gromes auf CD zwei mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin zu hören ist, erleben wir auf CD eins Kompositionen im reduzierteren Rahmen mit Cello und Julian Riem am Klavier. „Bei Kammermusik kann man viel proben und Details besprechen, es ist die absolute Symbiose, während man bei einem großen Symphonieorchester nie die Zeit hat, das alles im Vorfeld so perfekt auszugestalten. Dafür gibt’s da viel mehr Klangfarben, es ist zudem etwas Größeres, Mitreißendes. Die Möglichkeiten sind da ganz andere! Kammermusik ist wie Poesie, und Symphonieorchester ist wie ein Roman, mit dem ganz große Geschichten erzählt werden können. Ich liebe beides und daher gibt es beides auf Fortissima!“
Das Doppelalbum beinhaltet ferner auch zeitgenössische Werke: Neben Adaptionen von Adeles All I Ask und P!nks Wild Hearts Can´t Be Broken heben sich zudem The Lost Composers (Fortissima) sowie Radiance For Cello & Orchestra von dem durchgehend klassischen Material ab. Die beiden letztgenannten Werke wurden von der britischen Komponistin Rebecca Dale eigens für Raphaela komponiert. „Rebecca merkte gleich, dass ich Melodien liebe, weswegen ihre Stücke etwas sehr Filmmusikalisches, Cineastisches haben.“
Begleitend zum Doppelalbum wird auch das Buch Fortissima! erscheinen, in dem sich Raphaela auf eine Entdeckungsreise zu lange vergessenen und bis in die Gegenwart hinein unterschätzten Komponistinnen begibt. „Generell bin ich mir sicher, dass mich dieses Thema noch länger beschäftigen wird!“